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Neubau Bauhof - Bautagebuch

Richtfest

Richtfest ist bei einem neuen Bauprojekt meist die Halbzeit: Der Dachstuhl ist drauf, der Rohbau steht, bald kommen die Putzer, Installateure und Maler. Auch beim neuen Bauhof ist das so, nur: Einen Dachstuhl gibt es nicht, auf der ganzen Riesenbaustelle ist kein Zimmermann zu finden, die einzigen Holzteile sind die gewaltigen Balken aus Leimbinder. Aber Matthias Kaufmann vom Bauherrn Kreiswohnbau hat bei der Grundsteinlegung ein Richtfest versprochen. Und so wurde es dann auch gefeiert. Halbzeit ist es auf jeden Fall, rund die Hälfte der Bausumme ist ausgegeben. Sogar etwas mehr, wie Kaufmann berichtete. Rund 1,7 Millionen Euro sind bereits verbaut, insgesamt wird das Projekt rund drei Millionen kosten. Die Bauarbeiten liegen nach Angaben Kaufmanns nicht nur zeitlich, sondern auch finanziell genau im Zeitplan. Vor allem war es den Planern darauf angekommen, die Baustelle rechtzeitig vor beginn der kalten Jahreszeit winterfest zu bekommen, damit der Innenausbau angestört weitergehen kann. Die hat geklappt, alle Gebäude haben ihre Dächer, auch ohne Zimmermannskunst.
Ein Richtfest, betonte Kaufmann, sei immer auch ein Dank an die beteiligten Bauleute, verbunden mit der Bitte um "Gottes Segen für den Bau." Der Kreiswohnbau-Chef wünschte sich vor allem, dass der Bau weiterhin unfallfrei verlaufe.

Kaufmann und Bürgermeisterin Brennecke sprachen die Mitarbeiter des Bauhofes direkt an: Sie leisteten eine schwere Arbeit, gerade im Winterdienst, und hätten so Anrecht auf eine ordentliche Unterbringung. "Wir liefern einen neuen Anzug für den Bauhof. Der muss passen, und das für eine lange Zeit", meinte Kaufmann. Fest kalkulieren könne man mit einer Abschreibung von 30 bis 35 Jahren. Aber auch danach biete das offene Gelände die Möglichkeit, den Baukomplex an etwaige Änderungen anzupassen. "Wir sind für alles gerüstet." Kaufmann bedankte sich beim Landkreis fr die "terminorientierte" Abwicklung der Baugenehmigung, bei der Stadt für ein gutes Klima in der Zusammenarbeit und bei allen Beteiligten für die Einhaltung des Kostenrahmens. Man werde rechtzeitig fertig sein, die Einweihung des neuen Bauhofes sei für den Juni 2016 vorgesehen. "Das wird hier keine Elbphilharmonie", scherzte er.

Den Richtspruch in luftiger Höhe sprach, weil es keinen Zimmermann auf der Baustelle gibt, Joachim Beike, Juniorchef des Bauunternehmens. Die Bürgermeisterin sah sich anschließend auf der Baustelle um und informierte sich über den Stand der Arbeiten. Auch ihr Vorgänger Karl-Heinz Wondratschek, Landrat Reiner Wegner, der Landtagsabgeordnete Markus Brinkmann sowie viele Ratsmitglieder sahen sich um. Während Beike aus luftiger Höhe sein Schnapsglas in die Tiefe schmetterte, servierte die Mannschaft eines Catering-Unternehmens auch den Gästen hochprozentiges. Nicht ohne den Hinweis, diese Gläser bitte schön nicht auf den Betonboden zu knallen. 

 

Spatenstich

Bürgermeisterin Brennecke nahm einen Spaten in die Hand, stieß in den Kies der Baustelle und vollzog damit offiziell den Baubeginn des neuen Bauhofs.

Neun Monate sind zwischen der Entscheidung der Stadt Sarstedt und dem Baubeginn vergangen. Den Bau wird die kommunale Baugesellschaft GKHi im Auftrag für die Stadt Sarstedt hochziehen.
Heike Brennecke kündigte an, dass es auch ein Richtfest geben wird und streifte kurz die Vorgeschichte an. Der bisherige Bauhof im Stadtzentrum sei "eine energetische Katastrophe" mit schlechten Arbeitsbedingungen für die rund 35 Mitarbeiter. Der Neubau im Kirchenfelde bedeute die Erfüllung eines lang gehegten Wunsches. In gut einem Jahr werde man die Einweihung feiern können.

Matthias Kaufmann, Chef der Kreiswohnbau, betonte, dass seine Gesellschaft Generalübernehmer des Bauprojektes sei. Das bedeute für eine schlanke Verwaltung, dass den Bau Leute betreuen, "die so etwas jeden Tag machen".
Mit der Entscheidung für die Auslagerung von Feuerwehr und Bauhof aus dem Zentrum habe die Stadt Sarstedt städtebaulichen Weiterblick bewiesen, denn zwei Fremdkörper seien aus dem Stadtgebiet entfernt worden. Das schaffe Raum für neue Entwicklungen.

Nach Plänen des Hildesheimer Architekten Thomas-Michael Kühn entsteht auf dem rund 11.000 Quadratmeter großen Grundstück, das der Stadt gehört, ein Bau mit einer Grundfläche von rund 2.000 Quadratmetern. Der Baukörper wird kein massiver Klotz, sondern ist gegliedert, indem unterschiedliche Bauformen und Oberflächenstrukturen verwendet werden. Neben einem Verwaltungsgebäude gibt es Garagen, teils beheizt, Werkstätten mit unterschiedlichen technischen Anforderungen sowie Nebenräume. Auch Lagerhallen sind vorgesehen, außerdem gibt es einen Außenwaschplatz. Sämtliche Gebäude sind barrierefrei. Beheizt wird der Bau mit einer Wärmepumpe, für Spitzenzeiten ist zusätzlich eine Gasbrennwerttherme vorgesehen. In die Lüftungsanlage wird eine Wärmerückgewinnung eingebaut.
GKHi kalkuliert mit Baukosten von 3,56 Millionen Euro. Gelände und Haus gehören auch künftig der Stadt, sodass keine Mietkosten anfallen.

 

Einweihung

Im Alltag hat er sich schon bewährt, am Dienstagabend, 06.12.2016, übergab Bürgermeisterin Heike Brennecke den neuen Bauhof in der Lise-Meitner-Straße nun offiziell seiner Bestimmung. Rund 3,5 Millionen Euro ließ sich die Stadt den modernen Komplex in unmittelbarer Nachbarschaft zur Feuerwehr kosten. Knapp 80 geladenen Gäste aus dem öffentlichen Leben waren zur Einweihung gekommen, um das mehr als 2.000 Quadratmeter große neue Zuhause  des Bauhof-Teams zu inspizieren.

In der Vergangenheit drängten sich Mensch und Material auf einem 5.600 Quadratmeter großen Grundstück in der Bleekstraße - ein Ensemble aus zwei alten ausgebauten Scheunen und einem Werkstattgebäude, teils offen und recht zugig. Und energetisch gesehen ein Kostenfresser. Oder wie es Bürgermeisterin Heike Brennecke ausdrückt: "Platz eins auf der Liste der sanierungsbedürftigen Gebäude der Stadt." 2012 landete es auf Anhieb an der Spitze des Klimaschutz-Teilkonzeptes. Rat und Verwaltung entschieden sich für einen radikalen Schnitt - einen Neubau im Industriegebiet Im Kirchenfelde. "Alles andere wäre nur Flickwerk gewesen", betont Brennecke.

Das knapp 12.000 Quadratmeter große Areal am Ende der Lise-Meitner-Straße gehört der Stadt, war zum damaligen Zeitpunkt bereits voll erschlossen. Ab März 2014 ging es dann Schlag auf Schlag: Die Gesellschaft für kommunale Immobilien (GKHi) startete im Auftrag der Stadt mit den ersten Untersuchungen und Vorplanungen, deren Ergebnisse im Herbst durch die Ausschüsse gingen. Von der Politik abgesegnet, machte sich die GKHi schließlich an die Gesamtplanung. Mit einem sogenannten Generalübernahmevertrag in der Tasche oblagen dem kommunalen Bauträger zugleich Planung und Ausführung. Vereinbarter Festpreis: 2.975.000 Euro. Als Partner holte er das Architekturbüro Zingel aus Hildesheim mit ins Boot.
Baubeginn war  der 1. Juni 2015 Ein Jahr bis zur planmäßigen Fertigstellung avisierten alle Beteiligten, was auch beinahe geklappt hätte. Denn einen kleinen Wermutstropfen gab es dann doch noch zum Schluss, berichtete Brennecke. Beim Anbringen der Fußleisten traf einer der Handwerker ziemlich präzise ein Heizungsrohr. Der dadurch entstandene Wasserschaden verzögerte die Inbetriebnahme um Wochen. Im Sommer war das Projekt dann aber im wahrsten Sinne des Wortes "in trockenen Tüchern". Insgesamt, resümiert Matthias Kaufmann, der den Bau sowohl als Prokurist der GKHi als auch als Geschäftsführer der Kreiswohnbau (Projektsteuerung) begleitet hatte, habe er von der Baustelle in all der Zeit nicht viel gehört. "Das ist immer ein gutes Zeichen" - und in heutiger Zeit nicht selbstverständlich. Auch der vereinbarte Festpreis konnte - mit einer gut zweiprozentigen Abweichung nach oben - realisiert werden.

Und so steht der neue Bauhof da: Auf mehr als 2.000 Quadratmetern Grundfläche finden Werkstätten, Büros, Sozialräume, Lager und eine Halle für die 20 Fahrzeuge und Maschinen Platz. Um den Fuhrpark kann sich das Bauhof-Team nun mittels einer Hebebühne - ausgelegt für ein gewicht bis 12,5 Tonnen - und einem Außenwaschplatz in Eigenregie kümmern. Für die Waschanlage wird in einer Zisterne gesammeltes Regenwasser genutzt, berichtet Architekt Jürgen Engelke. Der massiv errichtete Verwaltungs- und Sozialtrakt besteht aus einem Porenbundsystem, geheizt über Luftwasser (Gas-Absorptionswärmepumpe). Auch die stählernen Fertigteilwände von Fahrzeughalle, Lager und Werkstätten sind wärmegedämmt. Dort sorgen Heizkörper oder Umluftdeckenlufterhitzer für erträgliche Temperaturen. In den Sanitärräumen für Männer stehen nun sechs statt bislang einer Dusche parat. Alles barrierefrei. Fragt man Bauhofleiter Albert Panusch, was ihm besser als früher gefällt, lautet die kurze Antwort: "Einfach alles."

Rund 3,5 Millionen Euro hat der neue Bauhof gekostet - inklusive Planungs- und Nebenkosten sowie Ausstattung. "Eine ordentliche Summe für eine Stadt wie Sarstedt", betonte Brennecke. Doch wenn man bedenke, dass von den Mitarbeitern dort so maßgeblich das Gesicht der Stadt beeinflusst werde, eine gute Investition.

Was mit dem alten Bauhof-Standort an der Bleekstraße passiert, bleibt abzuwarten. Fest steht nur, dass "das Areal für innerstädtische Bedürfnisse frei wird", sagt Brennecke. Problem: Das Grundstück liegt im Überschwemmungsgebiet.