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Schliekum

 


Das Wappen des Ortsteils Schliekum

 

 


Schliekum im Calenberger Land Schliekum ist die einzige Ortschaft der Stadt Sarstedt, die bei der Gebietsreform 1974 aus dem Landkreis Springe kam. Einst gehörte Schliekum zu dem von Herzog Erich I. 1495 gegründeten Fürstentum Calenberg. Dem Calenberger Land, dem Land zwischen Deister und Leine. Die fruchtbaren Lößböden dieses Landes waren von alters her durch den Ackerbau geprägt. So hat sich auch Schliekum über Jahrhunderte hinweg seinen typischen bäuerlichen Charakter bewahrt und strahlt einen Charme von Verträumtheit und Ruhe aus.
Auf dem linken Leineufer einer Furt gelegen, zählt das Dorf heute 720 Einwohner und hat noch einige landwirtschaftliche Betriebe vorzuweisen, obgleich auch hier das Höfesterben immer mehr in den Vordergrund dringt. Die Schliekumer Einwohner sprechen den Ortsnamen plattdeutsch "Sleiken" aus. Die ältere Generation versteht es auch heute noch, das Calenberger Platt zu pflegen. Die Bezeichnung "Sleiken" wird von der Sage über die Wüstung Ippenstedt abgeleitet, deren Bewohner vermutlich während der Hildesheimer Stiftsfehde (1519 - 1523) vor den Hildesheimer Rächern fliehen mussten. Sicherlich ist Ippenstedt im 16. Jahrhundert wüst geworden, aber seine Bewohner sind nicht ans Leineufer "geschlichen", wie die Legende sagt, um sich neu anzusiedeln. Schliekum hat schon sehr viel früher bestanden. 1265 als Slykhem urkundlich genannt, hatte das Kloster Werder noch im 13. Jahrhundert wesentlichen Anteil am Grundbesitz.

Schon seit der Bronzezeit, etwa 1800 vor Christus, führte durch die Schliekumer Gemarkung die alte Handelsstraße, genannt "Hellweg vor dem Sandforde". Diese Straße begann am Rhein, führte bei Minden über die Weser, durchquerte die Leine-Innerste-Niederung bei Heisede-Ruthe-Schliekum, zog sich dann in östlicher Richtung bis zur Elbe. Es ist daher stark anzunehmen, dass die Leinefurt bei Schliekum als Handelsweg durch den Fluss benutzt worden ist. Auch die Fähre, erstmals 1387 urkundlich erwähnt, etwas flussabwärts der Furt, spricht für diese Vermutung. Immer wieder spielte die Schliekumer Leinefurt eine bedeutende Rolle bei den Fehden um das Calenberger Land. Aber auch als Grenzpunkt, Furt an der Handelsstraße, Fähre. Das hob Schliekum aus der Reihe der anderen Dörfer ringsum heraus. Die Geschichte des Ortes ist Jahrhunderte davon bestimmt worden. Ein Gedenkstein in der Leineniederung erinnert heute an die geschichtsträchtige Schliekumer Furt.

1664 waren die Dorfbewohner am Rande einer Hungerkatastrophe. Am 25. Juni entlud sich ein heftiges Unwetter über die Feldmark und Hagelschlag vernichtete nahezu sämtliche Feld- und Gartenfrüchte. Das schnelle Eingreifen des Landesherrn bannte wohl das schlimmste Elend und vielleicht die Hungersnot. Obwohl die Scheunen der Bauern leer waren und die Not der Menschen groß, wurden die fälligen Abgaben nur gestundet und mussten in den nächsten Jahren auf Scheffel und Groschen an den Landesherrn gezahlt werden.
Auf einem leicht erhöhten Platz ein besonderes Kleinod: das Gotteshaus, die Christopherus Kapelle, eine Bruchsteinkirche aus dem 15. Jahrhundert. Sie wurde neu aufgebaut in seiner heutigen Erscheinungsform auf dem alten Material etwa im 18. Jahrhundert. Es ist zu vermuten, dass Schliekum bereits um das Jahr 1000 eine kleine Kapelle hatte. Im 11. und 12. Jahrhundert hatte das Dorf nicht mehr als 50 bis 100 Einwohner. Heute gehört die Kapellengemeinde zum Kirchspiel Jeinsen. Der Name der Christopherus Kapelle ist mit einer Legende vom starken "Offorus" verbunden, der sich als Unchrist dem Teufel verschrieben hatte, dann aber nach einem wundersamen Erlebnis in der Leine, erkannte, dass Christus der Herr ist, dem er fortan dienen wollte. Nach einer grundlegenden Renovierung der Kapelle im Jahre 1955 wurden so manche alte Malereien wieder freigelegt. Aus Anlass der Neueinweihung schrieb der damalige Pastor Günther (Jeinsen) ein Weihspiel. "Die Kanzel" an jenem denkwürdigen 25. September aufgeführt, erzählt die Geschichte des Hans Gott, der um das Jahr 1660 Vollmeier in Schliekum war und ein gerechter frommer Mann war. Er starb den Märtyrertod am Galgen.

Im Jahre 1689 gab es noch je vier Voll- und Halbmeyerhöfe und 18 Vollköthnerei. Auch hier spiegelt sich die bäuerliche Struktur des Ortes wider. Das Bild Schliekums hat sich im 19. und 20. Jahrhundert nur wenig verändert. Im Jahre 1938 lebten 347 Einwohner hier und 1953 durch die Flüchtlinge und Vertriebenen, die im Dorf eine neue Heimat fanden, war die Einwohnerzahl auf 652 gewachsen.

Als 1965 in Niedersachsen das erste Dorfgemeinschaftshaus eingeweiht wurde, war dieses in Schliekum. Ein Dorfzentrum mit Sitzungssaal, Gemeinschaftsraum, Sauna, Wäscherei, Kühlhaus und Kindergarten war nach modernen Gesichtspunkten geschaffen worden. 1991 wurde das Dorfgemeinschaftshaus völlig umgestaltet und renoviert. Früher wie heute ist es der Mittelpunkt des Dorfes und Veranstaltungszentrum für das vielschichtige Vereinsleben. Tradition und Brauchtum sind in Schliekum nicht nur ein Lippenbekenntnis. Das ganze Dorf ist auf den Beinen, ob bei Polterabenden, Kaninchenausstellungen, Fastnacht oder Hobbyausstellungen der heimischen Künstler.

Nur langsam wächst das Dorf in seiner Entwicklung. Kleine Baugebiete sind in den letzten Jahren erschlossen worden und junge Familien aus Schliekum und dem Umland bekamen eine Chance zum Wohnen im ländlichen Raum. Bei einem Spaziergang durch das Dorf fühlt man sich in eine romantische Zeit versetzt. Buckelsteinpflasterung, aus alten Zeiten erhaltene geschichtete Natursteinmauern, Gehöfte mit gepflegten Bauerngärten, schmucke Fachwerkhäuser mit Inschriften über den Türeingängen, geben dem Ort eine besondere Ausstrahlung. Die Besiedlung in südöstlicher Richtung gibt einen freien Blick in die weite Landschaft der Leineniederung. Führt die Leine Hochwasser, entpuppt sich das Landschaftsbild in eine ausgedehnte Seenplatte.