Gödringen
Das Wappen des Ortsteils Gödringen
Gödringen, unweit der Bundesstraße 6 gelegen, wurde bekannt durch ertragreiche Sandgruben. Urkundlich erstmals erwähnt im Jahre 1103 unter der Bezeichnung Guderinga. Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich der Ortsname in Guderinge, Göderinge, Gödringen und auch Göry, so im Dokument über die "Länderey Dellem". Ursprünglich soll die Ansiedlung ein Sachsenhof gewesen sein, dessen Ahnherr ein gewisser Godo oder Guda war.
Die einstige Sachsenhofsiedlung ist heute noch zu erkennen. Auf der Anhöhe, wo heute die Kirche steht, muss nach urkundlichen Bezeugungen eine heidnische Kultstätte gewesen sein: Der Opferstein ist noch vorhanden, er liegt heute neben dem Ehrenmal östlich der Kirche. Die heidnische Kultstätte muss im ersten Jahrtausend nach der Zeitrechnung viel höher gewesen sein, denn sie hat eine starke Muschelkalkdecke, die im Laufe der Jahrhunderte mehr und mehr durch Witterungseinflüsse abgetragen wurde.
Nach der Christianisierung Ende des achten Jahrhunderts durch Karl den Großen und Ludwig den Frommen baute man auf der Anhöhe eine Kapelle, die aber vermutlich wieder eingerissen worden ist, weil sich die Gödringer keinen Glauben aufzwingen lassen wollten. Tauf- und Mutterkirchen wurden 200 bis 300 Jahre später errichtet, und so fanden auch die Bewohner zum christlichen Glauben.
Harte Schicksalsschläge und leidvolle Jahrhunderte gab es in Gödringen. So die des Johannes Bissendorff, der nach Einführung der Reformation 1543/44, der dritte evangelische Pastor in Gödringen war. Johannes Bissendorff war ein Märtyrer, der wegen seiner Schriften zur Verteidigung des evangelischen Glaubens enthauptet wurde. Er war bekannt für seine Predigten, die sich zahlreicher Zuhörer erfreuten und so verbreitet waren, dass der damalige Herzog Heinrich Julius von Braunschweig ihn aufforderte, in der Schlosskirche zu predigen. Als Zeichen der Anerkennung verlieh er ihm im Jahre 1621 die Pfarre zu Gödringen. Ein paar Jahre konnte Pastor Bissendorff dort in Ruhe und Frieden wirken, bevor 1627 seine Leidenszeit begann. Er hatte auf jesuitische Schmähschriften, die gegen ihn und die Lutheraner gerichtet waren, zwei kurze aber beißende Schriften verfasst und verbreitet. Neben großer Anerkennung auf der einen Seite, spürte er aber auch bittere Feindschaften; denn die Jesuiten begannen die Unerschrockenheit Bissendorffs zu fürchten. Von 1627 bis 1629 wurde er wegen seiner Schriften zur Verteidigung des lutherischen Glaubens in Steuerwald in strenger Kerkerhaft gefangen gehalten. Am 26. März 1629 wurde er vor dem Amtshaus zu Steuerwald enthauptet und an Ort und Stelle unter einer Eiche begraben. 1635 ließ Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg den Leichnam ausgraben und nach Gödringen überführen; dort wurde der "Märtyrer von Gödringen" in der Kirche neben dem Altar beigesetzt.
Hohe Säuglings- und Kindersterblichkeit herrschte im 17. und 18. Jahrhundert in Gödringen. Die meisten Kinder im Alter bis zu 15 Jahren starben an der Blatter und auch an der sogenannten Rote Ruhr. Zur gleichen Zeit starben zahlreiche Erwachsene an Lungen- und Leberschwindsucht. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts ebbten die tödlichen Epidemien ab.
Zu einem blutigen Zwischenfall kam es am 19. Juni 1811 bei einem Tanzvergnügen. Die Bauernsöhne Hans Deike Busch und Johann Heinrich Christian Daniel Giesecke wurden wegen ihrer Standhaftigkeit für ihr Vaterland von zwei französischen Besatzungssoldaten erstochen. Zwei Straßen sind nach ihnen benannt und auch das Wappen erinnert daran.
Ein zunächst großer Einschnitt im Jahre 1904 als an der Straße nach Hotteln die Schachtanlage "Schieferkaute" gebaut wurde. Alle Voraussetzungen für die Arbeit unter Tage und den Abbau von Kali waren gegeben, jedoch von kurzer Dauer, denn 1908 wurde der Schacht wieder stillgelegt, weil man auf Schwemmsandschichten gestoßen war und das Geld zum Weiterbohren fehlte.
Heute erinnert die Siedlung "Auf dem Schacht" an das einstige Kaliwerk. In den 60er Jahren wurden mehrere Ein- und Zweifamilienhäuser auf dem Gelände gebaut. Aus der Vogelperspektive zeigt sich die Siedlung wie eine Oase zwischen Gödringen und Hotteln. Liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser, verträumte Gassen zwischen landwirtschaftlichen Betrieben, Grün an Straßen und Plätzen, der Thieplatz als Dorfmittelpunkt, ein reges Vereinsleben, so zeigt sich der Ort mit seinen 600 Einwohnern heute.
Durch neue Baugebiete ist Gödringen in den letzten Jahren gewachsen. So entstanden im Baugebiet "Obernfeld" etwa 65 Wohneinheiten in Ein- und Mehrfamilienhäusern. Die Mischung von Wohneigentum und Mietwohnungen spiegelt sich in einem schönen Wohnumfeld wider. Den dörflichen Charme des Ortes zu erhalten wird ein wesentlicher Ausgangspunkt der Zukunft sein, um auch die neuen Bürger in die Dorfgemeinschaft mit einzubeziehen.
Das Gold von Gödringen, so betitelte es die ehemalige Ortsheimatpflegerin Erika Fell, den Formsand aus der Gödringer Feldmark.
Formsand, ein Gemisch aus Ton, Lehm und Sand, wurde in der Gießereiindustrie benötigt, bei der Herstellung von Stahlguss, Grauguss und Aluminiumguss.
Der dafür geeignete Sand konnte in der Gödringer Feldmark abgebaut werden. An 13 Stellen schürften Gödringer Bauen neben ihrer landwirtschaftlichen Tätigkeit. Die Sandkuhlen gingen in einigen Fällen ineinander über oder lagen dicht nebeneinander.
Der Abbau erfolgte teils von Hand, maschinell wurde auch gefördert, der Transport mit Loren erfolgte dann bis zu einer Laderampe, um den Sand auf bereitgestellte, spezielle Fahrzeuge zu kippen. Reste dieser Rampen sind noch an der Sandgrube am Angerweg and an der L410, gegenüber des Friedhofes zu sehen.
Der Formsand von den Landwirten direkt zur Gießerei nach Hildesheim, Hannover oder Sarstedt geliefert (Eisenwerk Wülfel, Senking Hildesheim, Voss in Sarstedt). Bekannt ist auch, dass der Formsand mit der Bahn verschickt wurde. So konnte festgestellt werden, eine schlesische Gießerei in Hirschberg - Bad Warmbrunn, Hersteller von Maschinen für die Papierindustrie, bezog Gödringer Sand. Eine dieser Maschinen lief bis ca. 1953 in der Alfelder Papierfabrik, Sappi.
Besondere Schwierigkeiten bereitete das Grundwasser in den Gruben, so dass Pumpenanlagen in entsprechenden Pumphäusern installiert werden mussten.
Die Grubenwände fielen meist senkrecht ab, Böschungswinkel, zur Sicherheit, wurden kaum eingehalten, so kam es auch in der Kuhle von Friedrich Warneke, zu einem Todesfall, eine steil stehende Wand stürzte ein und verschüttete ein Mitarbeiter.
Der Landwirt Carl Busch betrieb im südlichen Raum Gödringens eine Sandgrube, aus der gelber Sand gefördert wurde. Die Verladung erfolgte über eine Holzbühne, so dass die Fahrzeuge von oben beladen werden konnten.
Nach dem Krieg änderte sich die Gießereitechnik, Gödringer Sand wurde nicht mehr gebraucht. Gödringen war nun umrandet von 13 unschönen Löchern. Diese eigneten sich gut für die Kinder um hier ausgiebig zu spielen.
Die große Kuhle am Weidenweg, im Besitz von Joachim Nikolaus Busch war, da sie gut mit Wasser gefüllt war, ein Badesee für Gödringer und Nachbarn. Kinder lernten dort schwimmen, verbrachten dort die Sommerferien oder angelten. Der ehemalige Eigentümer Günther Busch war darauf bedacht, den Gödringern die Nutzung der Kuhle nicht durch Verkauf oder Verpachtung zu verwehren.
Mehere Sandgruben sind in den vergangenen Jahren vom Müllzweckverband verfüllt, mit Erde abgedeckt und somit einer weiteren Bewirtschaftung zugeführt worden.