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Geschichte Ruthe


Ruthe

 


Das Wappen des Ortsteils Ruthe

 

 


Ruthe - 1000 Jahre prägen ein kleines Dorf. Auf einer kleinen Grünanlage vor dem Dorfgemeinschaftshaus, unübersehbar in Granit gehauen, "Ruther 988 - 1988". Ein Dorf, das über 1000 Jahre besteht; als Vogtei und Amt Ruthe Geschichte geschrieben hat und heute als Hochschulstandort einen bedeutenden Namen für Wissenschaftler und Forscher führt. Wissenschaftler der Universität Hannover lehren Studenten an den Instituten für Wasserbau und Obstbau und die Tierärztliche Hochschule unterhält seit 1961 in Sarstedts kleinstem Ortsteil eine Lehr- und Forschungsstätte.

In einem weltweiten Experiment forscht das Institut für Quantenoptik der Universität Hannover auf dem Universitätsgelände in Ruthe, um die Einstein-Theorie mit dem Laserstrahl zu beweisen. Ein Projekt, das Aufschluss geben soll, ob sich das Weltall seit dem Urknall ausdehnt oder was hinter jenen Himmelskörpern mit der unvorstellbaren Anziehungskraft steht.

Am Zusammenfluss von Innerste und Leine liegt Ruthe mit seinen 361 Einwohnern. Bei den Hochwassern vergangener Jahrzehnte wurde der Ort oft zu einer Insel. Der alte Ortskern liegt im breiten Flusstal auf einer kleinen Anhöhe. In der Urzeit war an der Ausfahrt des Hellweges auf dem Ostufer der Leine ein Wald. In ihm wurde eine Rodung angelegt. Der Siedler umgab sein Gehöft mit einem Zaun, deshalb wurde sein Hof von den Nachbarn "Rothun" genannt. Und das war der Anfang des heutigen Ruthe, das um 990 Rothun hieß. So wurde auch in einer Versammlung zu einer Grenzfeststellung während der Regierungszeit König Otto's III. (983-1002) aus dem Bau Ostfalen ein Deddi von Rothun genannt. Später hieß der Ort Biscopesroth, das heißt die Rodung des Bischof, als im Besitz des Bischof. Diese Feststellung war damals nötig, weil gegenüber auf dem westlichen Leineufer der Ort Drothe lag, der dem König gehörte. Den Königshof erwarb später die Hildesheimer Kirche. Nun konnte der Zusatz "Biscopes" fortfallen, und das alte Rothun wurde 1277 zu Rutha.

Um 1290 ließ Bischof Siegfried II. bereits eine Burg bauen, um so sein Hildesheimer Bistum zu schützen. Als Gegenburg errichtete Herzog Otto der Strenge von Lüneburg 1292 die Feste Calenberg nur wenige Kilometer südlich am Leineufer. Die Fehden zwischen den beiden Burgen endeten 1521 mit der völligen Zerstörung von Ruthe durch Herzog Erich von Calenberg. Ein Jahrhundert später, 1643 wird das Amt Ruthe den Hildesheimer Bischöfen zurückgegeben. Nunmehr hatte der Bischof das Recht, am Sitz seines Amtsvogtes für die Beamten und Bediensteten der Vogtei eine katholische Kirche einzurichten. Die Seelsorge versahen seinerzeit die Jesuiten. Einst hatte Ruthe auch ein prachtvolles Schloss. Am 14. Mai 1891 legt ein Brand das Ruther Schloss mit Schlosskapelle in Schutt und Asche. In den Jahren von 1751 bis 1755 durch den Kurfürsten Clemens August von Bayern nach den Plänen des hildesheimischen Landbaumeister Hoefer gebaut, erlebte das Schloss Blütejahre seiner Zeit. Nichts ist von dem Ruther Schloss erhalten geblieben. Die Fläche ist neu bebaut; heute steht dort das Dorfgemeinschaftshaus, Mehrfamilienhäuser und auf den Mauern der alten Schlosskirche das katholische Gotteshaus. Dem in Ruthe ansässigen Drosten, Hermann Freiherr von der Asseburg, diente das Schloss als Wohnsitz und Amtssitz, der gleichzeitig auch Kurkölnischer Konferenzminister war. Für den Kurfürsten und sein Gefolge war es aber auch als Jagdschloss gedacht.

Die Ausstattung des Schlosses muss prächtig gewesen sein. Szenen aus dem Jagdleben auf großformatigen Fliesen gaben den Räumen das Gepräge eines fürstbischöflichen Jagdschlosses. Die Grundtönung war blau und weiß, den Farben des Wittelsbacher Fürstengeschlechts entsprechend. Der Grundstein des Schlosses wurde vermutlich am 19. Juni 1751 durch Therese Freifrau von Asseburg, der Gemahlin des Drosten, gelegt, wie aus einigen nach dem Brande im Grundstein gefundenen Glastafeln hervorgeht. Außer dem Datum waren auf ihnen Namen des Bauherrn und des Architekten verzeichnet sowie das folgende, die Jahrzahl 1751 ergebende, nicht in Erfüllung gegangene Wort: "Mögen den Bau, der aus alten Ruinen so wunderbar aufsteigt, keiner kommenden Zeit grausame Geschicke vernichten." Unersetzliche Kunstschätze des Schlosses und der Schlosskirche gingen durch den Brand verloren. Nur noch wenige Fliesenbilder sind in Museen in Dortmund und Flensburg zu bewundern.

Eine große Wende bringt für Ruthe das 19. Jahrhundert. Mit der Säkularisation wird aus der Amtsökonomie eine staatliche Domäne. In diese Zeit fällt auch die Auflösung der Amtsverwaltung und des Gerichtes 1852. Ruthes Macht nach außen wird damit gewaltig eingegrenzt. Auch die kleine Stadt Sarstedt gehörte bis dahin zum Amt und zur Gerichtsbarkeit Ruthe. Was jedoch blieb, war die katholische Amtspfarrei. Sie umfasste neben Ruthe die Orte Heisede, Gleidingen, Rethen, Sarstedt und Schliekum.

Die heutige katholische Kirche, zu Ehren der Hl. Dreifaltigkeit erbaut, ist ein zweischiffiger, gotischer, auf Sandsteinsockel errichteter Backsteinbau, der am 27. Mai 1897 geweiht wurde. Ein Kleinod das Innere der Kirche. Erwähnenswert sind die in der Apsis versehenen Fenster in schönster Glasmalerei. Unmittelbar neben der Kirche wurde am 9.11.1897 die katholische Schule ihrer Bestimmung übergeben. Nicht nur die Kinder aus Ruthe gingen hier zur Schule. Ob bei Sonne, Regen oder Schnee kamen auch die Kinder aus Heisede und Gleidingen zu Fuß zum Schulbesuch. Das Wort "Schulbus" war zu jener Zeit noch ein Fremdwort. Ein ungewöhnlich großes Gebäude mitten im Dorf ist das alte Brauhaus aus massiven Bruchsteinen und hohem Satteldach. Auf einer Inschrift steht das Jahr 1737. Für die Gasthäuser des Amtes Ruthe und für den Export wurde hier das Bier gebraut. Längst vergangen sind die Zeiten des Bierbrauens in diesem Haus. Heute bestimmen moderne Wohnungen das Innenleben des alten Brauhauses. Die Gewaltigkeit und Imposantheit lässt das Ruther Baudenkmal schon von weitem seine frühere Bedeutung vermuten. Ruthe, ein Dorf, das in seiner Ausdehnung für den Bau von Häusern eingegrenzt ist. Nachdem das Unterdorf in den 60er Jahren erschlossen wurde, entstand am Ortsausgang in Richtung Schliekum die Hopfenberg-Siedlung. Schöne Einfamilienhäuser, die zum Teil einen herrlichen unverbaubaren Blick in die weite Leineniederung haben, wurden gebaut. Bereits in der Epoche der ältesten Steinzeit war der Hopfenberg schon einmal besiedelt. Fundstücke von Töpfen, Urnen und Tongefäßen stehen hierfür Beweis, dass Menschen hier bereits gewohnt haben.
Klein aber fein ist der Ort Ruthe. Für ein reges und harmonisches Vereinsleben sorgen die Vereine und Verbände. Geselligkeit und Sportgeist stehen dabei im Vordergrund. Man kann sagen, dass in Ruthe die Welt noch in Ordnung und hier das Wohnen lebenswert ist.